Laufendes Projekt
Schauplätze der Geschichte
jährlich vier Stationen
1500 Euro pro Station
30 % von 1500 Euro pro Station
verschiedene Schlösser
Die Schlösser und Gärten in Berlin und Brandenburg sind nicht nur Zeugnisse überragender Kunst und Architektur, sie sind auch Zeugnisse prägender historischer Ereignisse. Da nicht alle in der Dauerausstellung erwähnt werden können, wird mit Ghost Chairs von Philipp Starck an sie erinnert. Auf den Stühlen finden sich neben dem Datum und einer kurzen Nennung des Ereignisses auch ein QR-Code, der zu einer Website der SPSG führt, wo mehr Informationen zu dem Ereignis zu finden sind.
Ein Amerikaner in Sanssouci
Trotz aller denkmalpflegerischer Proteste: Helmut Kohl, deutscher Bundeskanzler, setzte durch, dass ihm und dem amerikanischen Präsidenten Bill Clinton in Schloss Sanssouci 1998 ein Essen serviert wurde. Seit dem Tod der letzten Bewohnerin, Königin Elisabeth von Preußen, war nur Adolph von Menzel, der Maler des »Flötenkonzerts« und der »Tafelrunde von Sanssouci«, dort 1895 zum Essen geladen worden.
Clinton war zum 50. Jahrestag der Luftbrücke nach Berlin gekommen und war zum ersten Mal in den neuen Bundesländern. Den Vorschlag, das Diner in den sonst für Staatsessen genutzten Räumen in den Neuen Kammern auszurichten, war vom amerikanischen Protokoll abgelehnt worden: Die freizügigen Wanddekorationen nach Motiven von Ovid hätte die Presse eventuell mit der Affäre um Monika Levinsky verknüpfen können.
Ein NS-Funktionär in Glienicke
Durch Erpressung, vor allem jüdischer Bürger, hatte Jürgen Lippert, von Göhring eingesetzter Staatskommissar an der Seite des Berliner Oberbürgermeisters, weite Teile des Landschaftsparks Glienicke erworben. 1935 ließ er Teile des Parks als Volkspark eröffnen, um zu verschleiern, dass er größere Teile in Privatbesitz übernommen hatte. Das Jägerhaus ließ er 1936 zu seiner privaten Residenz mit Terrassen, Garagen, Zugang zum See mit Bootssteg und Badehäuschen ausbauen. 1937, nach seiner Ernennung zum Oberbürgermeister, drohte er den Hohenzollern-Nachkommen mit Zwangsenteignung, wenn sie ihm nicht auch Schloss Glienicke und das nahe Jagdschloss verkaufen würden – zu Preisen unter Wert. Zum geplanten Umbau von Schloss Glienicke kam es nicht mehr, da Lippert im Kompetenzgerangel mit Albert Speer 1940 unterlegen war und als Propagandachef Südost zur Wehrmacht auf den Balkan geschickt wurde.
Der UN-Generalsekretär in der DDR
Am 8. Februar 1975 besichtigte der damalige UN-Generalsekretär, Dr. Kurt Waldheim, zusammen mit seiner Frau die Gedenkstätte zum Potsdamer Abkommen im Schloss Cecilienhof. Geführt wurde das Paar von Erika Herbig, der Direktorin der Gedenkstätte. Der dreitägige Staatsbesuch, bei dem der Gast auch von DDR-Staatschef Erich Honecker empfangen wurde, bedeutete eine enorme Aufwertung der DDR in der internationalen Politik. Die beiden deutschen Staaten – BRD und DDR – waren 1973 in die Vereinten Nationen aufgenommen worden, nachdem sie 1972 einen Grundlagenvertrag miteinander abgeschlossen hatten, indem sie eine friedliche Koexistenz und »normale gutnachbarliche Beziehungen zueinander auf der Grundlage der Gleichberechtigung« vereinbart hatten. Dieser Vertrag bedeutete allerdings nicht die völkerrechtliche Anerkennung der DDR durch die BRD.
Kunstdepot Rheinsberg 1942
Je länger der Zweite Weltkrieg andauerte, umso mehr versuchte die Schlösserverwaltung, die die verstaatlichten Häuser der preußischen Königsfamilie betreute, möglichst viele der wertvollen Kunstwerke und Möbel aus der von Bombenangriffen bedrohten Metropolregion Berlin und Potsdam an sicher geglaubte Orte zu bringen. Auch in Schloss Rheinsberg, dass bis 1945 der Hofkammerverwaltung der Hohenzollern unterstand, waren dafür Räume zur Verfügung gestellt worden. Als 1945 die Sowjetarmee Rheinsberg besetzte, nahmen Soldaten im Schloss Quartier und ein Großteil der Kunstwerke wurde als Beutekunst in die Sowjetunion abtransportiert. Einzelne Werke kamen über »verschlungene Wege« auch in den Besitz Rheinsberger Familien und erst nach Jahren wieder zurück in die Schlösser.
Dreikönigstreffen
Im Juli 1709 treffen in Schloss Oranienburg drei Fürsten aufeinander: Friedrich I., seit 1701 König in Preußen hatte den sächsischen Kurfürsten und zweitweisen König in Polen Friedrich August, genannt August der Starke, und König Friedrich IV. von Dänemark eingeladen, um eine Allianz gegen den scheinbar übermächtigen König Karl XII. von Schweden zu schmieden. Ein Zusammentreffen dreier Könige war auch zur damaligen Zeit eine absolute Seltenheit und für den preußischen König war dies eine exzellente Gelegenheit, seinen neuen Rang zu präsentieren.
Beethoven im Marmorpalais
König Friedrich Wilhelm II. war außerordentlich musikbegeistert: so unterhielt er eines der besten Orchester seiner Zeit und übte sich täglich mehrere Stunden im Cellospiel. 1796 lud er den jungen Beethoven, einen der ganz großen Stars der Musikszene, zu sich nach Potsdam ein, um an seinem Hof zu musizieren. Der schlecht frisierte und leger gekleidete Beethoven spielte lässig-virtuos auf dem Silbermann-Flügel im Marmorpalais, und rief mit seiner Kunst Begeisterungsstürme beim König und dem übrigen Publikum hervor. Friedrich Wilhelm dankte Beethoven mit einer goldenen Dose, gefüllt mit Louis d'or-Münzen.
Vollständig gefördert von Dr. Andreas Bödecker und Elvira Tasbach.
Die Quadriga im Grunewald
Nachdem 1806 Napoleon als Sieger in Berlin eingezogen war, ließ er neben vielen anderen Kunstschätzen auch die Quadriga vom Brandenburg Tor nach Paris verbringen. 1814, nach dem Sieg über Napoleon, kehrte sie nach Berlin zurück. Diese Reise geriet, entsprechend propagandistisch ausgeschlachtet, zum Triumphzug. Vor dem Einzug in Berlin wurde die Quadriga im Jagdschloss Grunewald ausgepackt. Dabei ließ der König das von Karl Friedrich Schinkel entworfene Eiserne Kreuz in den bisher leeren Eichenkranz am Panier der geflügelten Göttin einfügen und den preußischen Adler darauf ergänzen. So wurde aus der Figur eine Göttin des Sieges.
Vollständig gefördert von Dr. Claudia Hartmann.
Nationalsozialistische Inszenierung
Am 16. September 1933 kam auf Geheiß des neuen Ministerpräsidenten Preußens, Hermann Göring, der preußische Staatsrat in der Marmorgalerie des Neuen Palais zusammen. Am Tag zuvor hatte Göring noch einen Kranz am Grab König Friedrichs II., des Bauherrn des Neuen Palais, niedergelegt. Nun empfing er hier im Neuen Palais, wo er sich auch eine Wohnung hatte einrichten lassen, als neuer Hausherr die Gäste. Unter anderem mit dieser Inszenierung vereinnahmten die Nationalsozialisten das Erbe der preußischen Könige symbolisch für sich.
Kotau vor dem Kaiser
Am 4. September 1901 erreichte eine Delegation aus dem fernen China das Neue Palais in Potsdam. Nach der Niederschlagung des Boxeraufstandes durch die europäischen Kolonialmächte forderte der deutsche Kaiser Wilhelm II. von China, dass eine »Sühnegesandtschaft« bei ihm Abbitte leisten müsse. Prinz Chun, Bruder des chinesischen Kaisers, muss sich nun unter vielfachen Verbeugungen Wilhelm nähern, das »Sühneschreiben« des chinesischen Kaisers verlesen und abschließend rückwärts gehend den Saal verlassen – eine bewusst inszenierte Demütigung und eine Demonstration imperialer Ansprüche. Danach wird Prinz Chun als Staatsgast behandelt, wohnt im Orangerieschloss und wird zu zahlreichen Empfängen eingeladen.
Russische Graffiti
Als 1945 sowjetische Truppen Potsdam erobern, kommen Sie auch in die Gärten und Schlösser. In den neuen Kammern finden sie unzählige Kunstschätze, die noch in den letzten Kriegstagen von anderen Orten hierhin ausgelagert wurden, und nun größtenteils nach Russland verschifft werden. Den Freudenrausch über den Sieg nach einem langen, kräftezehrenden Krieg, in dem so unendlich viele, oft unter Qualen, ihr Leben lassen mussten, merkt man auch den Inschriften in den Wänden der Blauen Kammer an: »Sieg ist ein gutes Wort«, lautet übersetzt eine derjenigen, die erhalten sind. Als 1982 bis 1986 die Räume saniert wurden, ließ man die Graffiti als historische Zeugnisse unangetastet.
Vollständig gefördert von Dr. Angelika Volle.
Der Schah von Persien
Am 2. Juni 1967 besucht der Schah von Persien, Reza Pahlavi, mit seiner Frau Farah Diba Berlin. Empfangen werden sie vom Senat und dem Regierenden Bürgermeister Heinrich Albertz in Schloss Charlottenburg. Anfangs ist es noch relativ ruhig. Unter den Schaulustigen sind nur wenige Menschen, die gegen das autoritäre Regime protestieren. Als die Gäste zur nahegelegenen Deutschen Oper fahren, um dort eine Aufführung von Mozarts »Zauberflöte« beizuwohnen, eskaliert aber die Situation. Sowohl Geheimdienstmitarbeiter des Schahs als auch die Berliner Polizei gehen mit großer Gewalt gegen die Protestierenden vor. Dabei wird in einem Hinterhof der Student Benno Ohnesorg von dem Polizisten Karl Heinz Kurras erschossen. Dies wird zur Initialzündung, die der Studentenbewegung in Deutschland große Kraft verleiht.
Vollständig gefördert von Tommy Erbe.
Der letzte Staatsgast
Am 7. Oktober 1989 will die DDR-Führung den 40. Geburtstag ihres Landes feiern. Auch der sowjetische Staatschef Michael Gorbatschow und seine Frau Raissa kommen und übernachten im Gästehaus der Regierung, in Schloss Schönhausen. Währenddessen demonstrieren die Bürgerinnen und Bürger der DDR für eine Demokratisierung ihres Landes, wobei viele ihre Hoffnungen auch auf Gorbatschow und seine Ideen von Perestroika (Wandel) und Glasnost (Offenheit) richten. Die DDR-Führung verkennt den Ernst der Lage, Gorbatschow hingegen kommentiert: »Wenn wir zurückbleiben, bestraft uns das Leben sofort.«